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Knapp drei Monate bevor New Balance den FuelCell SuperComp Elite v4 am 1. Februar 2024 weltweit veröffentlichte, durfte ich in Boston die heiligen Hallen des Entwicklungslabors (Sports Research Lab) betreten, mit dem Produktmanager sprechen und den Schuh natürlich auch testen.
Was ist neu?
Während die FuelCell-Mittelsohle des SC Elite v3 noch aus EVA und PEBA bestand, ist die des v4 nun vollständig aus PEBA. Laut dem verantwortlichen Entwickler Chris Morfesi, Senior Global Product Manager bei New Balance, hat man viel Mühe und Geld investiert, das bestmögliche Material zu finden und sich nicht mit einer zweitklassigen Mischung zufriedenzugeben. Die Mittelsohle soll nun bei jedem Schritt 87 Prozent Energie zurückgeben – der v3 brachte es auf 83 Prozent. Bedeutet in der Theorie: Weniger Energie verpufft – und wir sind schneller.
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Sollte ich Carbonschuhe auch im Training tragen?
Und noch eine gute Nachricht gibt es: Der PEBA-Mix der Mittelsohle sei vergleichsweise haltbar und solle mindestens 500 Kilometer halten, bevor die reaktiven und dämpfenden Eigenschaften nachlassen. Wo es Schuhe wie den Adidas Adizero Adios Pro Evo 1 (500 Euro) und den On Cloudboom Echo 3 (300 Euro) gibt, die eine bzw. vier Marathondistanzen halten sollen, sind die 280 Euro des New Balance-Modells daher geradezu ein Schnäppchen.
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Die Carbonplatte in der Mittelsohle ist von unten sichtbar.
Die eingelassene Carbonplatte soll dank einer optimierten Geometrie nun fester und entsprechend steifer sein. Geblieben ist die vergleichsweise flache Sprengung von vier Millimetern. Laut Entwickler Morfesi habe man sich erneut für diesen geringen Höhenunterschied entschieden, um auch unter dem Vorfuß möglichst viel Mittelsohlenmaterial zu haben. Man habe verschiedene Varianten getestet, aber letztlich seien vier Millimeter subjektiv und objektiv betrachtet die beste Wahl, wenn es um Komfort und Reaktivität gehe, sagt er.
Den Weg zum bestmöglichen Schuh bestreiten die Ingenieure von New Balance übrigens zunächst mit 3D-Modellen und Computeranalysen. Darauf basierend lassen sie verschiedene Prototypen anfertigen, um sie im Labor sowie unter realen Bedingungen zu testen und anschließend weiter zu optimieren. „Wir wollten einen Schuh entwickeln, mit dem man Rekorde brechen kann“, erklärt der Morfesi den Anspruch, mit dem er und sein Team die Entwicklung angegangen sind. Der Weg zum fertigen Produkt ist lang – und im Grunde nie abgeschlossen. Denn während der v4 auf den Markt kommt, gibt es bereits Prototypen des v5 und auch die Entwicklung des v6 sei bereits angestoßen.
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Im „Sports Research Lab“ in Boston entwickelt New Balance neue Schuhmodelle.
Doch das ist Zukunftsmusik, also zurück ins Jahr 2024 zum v4, dessen Obermaterial New Balance neugestaltet hat. „Das Strickmaterial des v3 war letztlich nicht so gut, wie wir es uns erhofft hatten“, gibt Morfesi zu. Auch ich hatte im Test meine Probleme damit, weil die Ösen der Schnürsenkel vereinzelt zu schmerzhaften Druckstellen führten. Der Elite v4 hat nun wieder ein Obermaterial aus einem dünnen Mesh, das gezielt verstärkt wurde, um Halt und Komfort zu verbessern.
Wie läuft er sich?
Zunächst einmal sei erwähnt, dass die Neugestaltung des Obermaterials tatsächlich eine deutliche Verbesserung darstellt. Die bei New Balance „FantomFit“ genannte Technologie umschließt den Fuß eng, hält ihn fest, drückt aber nie. Auch in scharfen Kurven und bei hohem Tempo habe ich stets das Gefühl, sicher mit dem Schuh verbunden zu sein. Dazu trägt auch die Konstruktion im Fersenbereich bei, die ohne steife Kappe auskommt, aber doch recht fest gestaltet ist. Von allen, die den Schuh bereits gelaufen sind, hörte ich Ähnliches.
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Das „FantomFit“-Obermaterial ist leicht, luftig und fest.
Wer keine ungewöhnlich breiten Füße hat, wird von der Passform überrascht sein. Die Zehen haben für einen Wettkampfschuh erstaunlich viel Platz. Alles in allem ist der Komfort definitiv langstreckentauglich. Ich hatte auch nach einem 35-Kilometer-Lauf nicht das Bedürfnis, den Schuh ausziehen. In meinen Augen ist der SC Elite v4 der derzeit bequemste Carbonschuh. Von allen, die den Schuh bereits gelaufen sind, hörte ich Ähnliches.
Das sind die schnellsten Wettkampfschuhe
Lob gibt es von mir auch für die Kombination aus Carbonplatte und Mittelsohlenmaterial. Schon die Vorgängerversionen war angenehm gedämpft, aber im Vergleich zu anderen Superschuhen weniger, nennen wir es mal, extrem. Der New Balance SC Elite v4 fühlt sich bei den ersten Schritten ebenfalls nicht wie ein Superschuh an, da dieses besonders reaktive, federnde Gefühl fehlt. Im Umkehrschluss läuft sich der Schuh jedoch deutlich unaufgeregter. Man könnte sogar sagen, dass man trotz der Bauhöhe und trotz der Carbonplatte noch ein Gefühl für den Untergrund hat. Ich mag das sehr.
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Der SC Elite v4 verfügt über eine Rocker-Geometrie, ist also vorne und hinten aufgebogen, um den Abrollvorgang zu erleichtern.
Durch die gebogene Konstruktion der Sohle (Rocker-Geometrie) rollt der Schuh über die gesamte Länge dynamisch ab. Vor allem in der Abrollbewegung ist die neue Geometrie der nun steiferen Carbonplatte spürbar, die nun im Abdruck eine gewisse Aggressivität mit sich bringt. Alles in allem bleibt das Laufgefühl aber unaufgeregt. Enge Kurven macht der Schuh problemlos mit und auch unebene Untergründe etwa auf Park- oder Waldwegen sorgen nicht dafür, dass ich Bedenken habe umzuknicken.
Wie lautet das Fazit?
Mit dem SC Elite v4 ist New Balance ein hervorragender Carbonschuh gelungen, den wir in diesem Jahr sicherlich an den Füßen vieler Profis und Amateure sehen werden. Er bietet ein komfortables, dynamisches und vergleichsweise unaufgeregtes Laufverhalten.
Der Vergleich bezieht sich dabei auf die besonders extremen Superschuhe wie den Nike Alphafly (die dritte Version testen wir derzeit) oder den Adidas Adios Pro 3. Trotz des Anspruchs der Entwickler von New Balance, den schnellsten Marathonschuh überhaupt zu entwickeln, sind die genannten Modelle der Konkurrenz kompromissloser gestaltet. Sie sind leichter (je nach Größe zwischen 20 und 40 Gramm) und laufen sich ungewohnter. Wer dieses schwammige und indirekte Laufgefühl nicht so mag, sollte dem v4 unbedingt eine Chance geben, denn schnell ist er allemal.
Ich hatte die Möglichkeit den SC Elite v4 im Rahmen einer Studie mit anderen Carbonschuhmodellen zu vergleichen. Ergebnis: Mit dem New Balance-Schuh war meine Laufökonomie nur geringfügig schlechter (0,4 Prozent) als im Nike Alphafly, dafür aber um 0,9 Prozent besser als im Hoka Rocket X2. Eine generelle Aussagekraft hat das jedoch nicht, denn wie gut man mit einem Schuh zurechtkommt und wie groß der Leistungsvorteil ausfällt, ist individuell. Also: Für viele ist der New Balance SC Elite v4 vielleicht der schnellste Marathonschuh, den es gibt – der bequemste ist er wohl in jedem Fall.
Daten zum Schuh
Gewicht: 174 Gramm (Frauen) / 222 Gramm (Männer)
Sprengung: 4 Millimeter
UVP: 280 Euro
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